Zinsstrategie: Es kommt darauf an
Grundsätzlich ist die vorliegende Renditebewegung bislang noch im Rahmen einer von der Fed akzeptierten Weglänge und macht den Fed-Akteuren keine Sorgen. Allerdings dürften weiterhin deutlich steigende Renditen am mittleren und langen Ende der Renditestrukturkurve, in Kombination mit einer anziehenden Volatilität am US-Treasury-Markt, die Ziele der Fed konterkarieren. In der kürzeren Historie betrachtet, sind die Zinsen am langen Ende des Kapitalmarktes zwar noch niedrig – trotz der jüngsten Bewegungen. Zur Erinnerung: Vor gut zwei Jahren notierte die zehnjährige US-Staatsanleihe bei rund 3 %. Doch erwarten wir bei zehnjährigen UST-Renditen, die in zu kurzer Zeit jenseits der Marke von 2 % rangieren, eine Ausweitung der durchschnittlichen Fälligkeit der ankaufbaren Bonds und/oder ein höheres Volumen der Fed-Anleihekäufe. Allerdings zeigen sich die Währungshüter von der aktuellen Renditebewegung derzeit noch wenig besorgt, wie die gestrige Fed-Sitzung und die anschließende Pressekonferenz verdeutlichten. Lediglich mehr Volatilität am Staatsanleihenmarkt wäre Anlass zur Sorge, so Fed-Chef Powell.
Da die US-Notenbank damit ihrer bisherigen Linie treu bleibt und einen Renditeanstieg in Maßen toleriert, ist eine weitere leichte Versteilerung der US-Renditekurve möglich. Die angepassten Zins-Projektionen der FOMC-Mitglieder (Dot-Plots) können dazu passen. Zwar prognostiziert der Median gegenüber der letzten geldpolitischen Sitzung im Dezember 2020 unverändert keine Zinserhöhung bis 2024. Allerdings erwarten immerhin sieben Notenbanker eine Zinserhöhung in 2023. Damit hat die Fed den Zinserhöhungspfad vorerst etwas nach vorne gezogen.
Unterm Strich verdeutlichen die Dot-Plots zusammen mit einer deutlich nach oben angepassten Wachstumsprognose für das US-BIP im laufenden Jahr von 4,2 auf 6,5% sowie einer erwarteten Kerninflation von immerhin 2,2% aber vor allem eins: obwohl die US-Wirtschaft zur globalen Wachstumslokomotive avanciert, wird die Fed gegenüber früheren Dekaden erst viel später eingreifen. Es bleibt spannend!